Anerkennung Palästinas – Wegbereiter für eine föderale Friedensordnung im Heiligen Land
Die mögliche Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Frankreich ist mehr als ein symbolischer Akt. Sie markiert einen notwendigen ersten Schritt hin zu einer neuen politischen Architektur im Nahen Osten – einer föderalen Ordnung, die Israel, das Westjordanland und Gaza nicht mehr als ewige Gegner, sondern als vernetzte Teile eines gemeinsamen Friedensraums versteht.
Vom Nebeneinander zum Miteinander
Ein dauerhafter Friede im Heiligen Land wird nur gelingen, wenn man über das klassische Zwei-Staaten-Modell hinausdenkt. Die Realität vor Ort ist längst verwoben: Familien, Geschichte, Wasserressourcen, Sicherheitsfragen – all das lässt sich nicht scharf trennen. Eine föderale Struktur, in der Israel, Gaza und das Westjordanland als autonome Einheiten kooperieren, könnte die jahrzehntelangen Gegensätze in eine produktive Balance überführen.
Doch dafür braucht es Gleichwertigkeit. Die Anerkennung Palästinas ist hierfür die Grundvoraussetzung. Ohne staatliche Anerkennung bleibt Palästina ein Objekt fremder Interessen, ohne Stimme, ohne Gleichrang. Erst durch die internationale Anerkennung entsteht die Grundlage für eine politische Struktur, in der sich alle Seiten – auch institutionell – begegnen können.
Die föderale Idee: Autonomie mit Verflechtung
Ein föderales Modell würde bedeuten: Israel, Palästina (Westjordanland) und Gaza behalten ihre kulturelle, religiöse und politische Eigenständigkeit – doch sie verpflichten sich gleichzeitig zu gemeinsamer Verwaltung zentraler Themen wie Wasser, Infrastruktur, Handel, Umwelt und Sicherheit. So könnte ein multilaterales Organ entstehen, das über das Gegeneinander der Vergangenheit hinausweist und gemeinsame Zukunft gestaltet.
Europa als Ideengeber
Gerade Europa, mit seiner jahrhundertealten Erfahrung föderaler und supranationaler Strukturen – man denke an die EU selbst, an Belgien, die Schweiz oder Deutschland – könnte hier beratend wirken. Präsident Macrons Schritt wäre in dieser Hinsicht nicht nur ein diplomatisches Signal, sondern auch eine Einladung zur politischen Innovation. Wer Palästina anerkennt, gibt nicht nur recht, sondern eröffnet neue Denk- und Handlungsspielräume.
Fazit: Frieden braucht ein Fundament – und eine Vision
Die Anerkennung Palästinas ist kein Ziel, sondern der Anfang. Nur wenn alle Beteiligten als gleichwertige Partner gelten, kann eine föderale Struktur entstehen, die den Raum zwischen Mittelmeer und Jordan in eine Region der Zusammenarbeit verwandelt. In einer solchen Ordnung könnten Gaza, das Westjordanland und Israel zu autonomen, aber verbundenen Gliedern eines föderalen Friedensprojekts werden.
Es ist Zeit, alte Feindbilder zu überwinden und mit neuem Denken ein Modell zu schaffen, das den Realitäten vor Ort ebenso gerecht wird wie dem historischen Anspruch auf Frieden. Frankreich könnte mit diesem Schritt der Architekt einer neuen Nahostordnung sein – nicht im Geist der Teilung, sondern im Geiste gemeinsamer Verantwortung.